Sag mal, wann hast du das letzte Mal mit deinem Kind gespielt? Ich meine so richtig gespielt, wo du mit Körper und Geist voll bei deinem Kind warst, ohne dabei gleichzeitig irgendetwas anderes zu tun oder zu denken? Wann warst du zum letzten Mal genauso vertieft, wie es unsere Kinder tagtäglich sind? Ich nehme an, dass dir so eine Situation jetzt nicht gleich einfällt, oder? Bis vor 3 Monaten hätte ich da auch nicht sofort eine Antwort parat gehabt. Aber seit dem Besuch einer Spielgruppe hat sich diesbezüglich bei mir etwas geändert:
in dieser Spielgruppe MUSS ich 1,5 Stunden lang nichts tun und darf einfach nur da sitzen und beobachten, wie mein Kind mit sich und den anderen spielt. „Wie, du sitzt einfach nur da und machst nichts? Das ist ja doof.“ „Wäre es nicht viel feiner für dich, wenn du in dieser Zeit eine Runde in der Stadt machen könntest?“ Solche oder ähnliche Aussagen höre ich, wenn ich über unsere Spielgruppe erzähle. NEIN, das darf ich nicht und ich bin unendlich dankbar dafür. Ich werde «gezwungen» für 1,5 Stunden nichts zu tun… kein Smartphone, keine Erledigungen, kein Stress. Stattdessen muss ich nur zu mir kommen und darf beobachten. Und ich sage dir… ich genieße es richtig. Es tut mir sooo gut! Es fühlt sich jedes Mal wie ein kleiner Wellness-Urlaub an. Ich tanke Energie und das wiederum spürt mein Sohn. Und das Allerwichtigste ist, dass ich meinen Sohn dadurch um einiges besser kennengelernt habe, denn ich habe gelernt mich in ihn herein zu fühlen.
Gestresst im Alltag
Ich habe mir fest vorgenommen dieses «sich Zeit nehmen» mit in den Alltag einzubauen! Gerade jetzt in der Adventszeit, die eigentlich besinnlich sein sollte, wird der Alltag bei vielen von uns von Stress und Hektik bestimmt. Unsere Mitmenschen, die Familie und vor allem unsere Kinder kommen dabei zu kurz. Der Weihnachtswerbespot einer deutschen Lebensmittelkette macht darauf aufmerksam (hier) oder auch andere Projekte wie z. B. dieses hier. Aber ich meine, dass dieses Problem mit dem «Zeit haben» nicht nur ein vorweihnachtliches Phänomen ist, sondern ein allgemeines Problem unserer hektischen Gesellschaft ist.
Wie kann ich dem Ganzen aber entgegenwirken?
Dazu ist mir folgende Idee gekommen: wir befüllen ein Glas mit Zettelchen, auf denen wir Dinge aufschreiben, welche uns wichtig sind und welche wir gern zusammen machen und schenken uns dadurch gemeinsame Familienzeit. So ist das „Zeit für uns“-Glas entstanden.
So wie wir schon seit einiger Zeit, am Donnerstagnachmittag den „Familienputztag“ eingeführt haben, werden wir in Zukunft am Samstagvormittag „Zeit für uns“ als Familie haben.
Anleitung für mehr Zeit – für dich und deine Familie
Bevor du dir ein Glas schnappst und dieses schön dekorierst, musst du ein wenig Vorarbeit leisten, damit das Projekt „Zeit für uns“ auch wirklich in euren Familienalltag integriert wird:
- Besprich dein Vorhaben/Projekt mit dem Familienrat, damit auch jeder weiß was Sache ist!
- Wählt einen Wochentag aus, bei dem ihr wisst, dass alle Familienmitglieder zu Hause sind und Zeit haben. Dieser Wochentag wird in Zukunft euer Familientag sein!
- Überlegt zusammen Tätigkeiten, die ihr gerne zusammen macht, weil sie spannend sind oder weil sie Spaß machen. Nehmt euch nichts Großartiges vor, denn es soll auch realistisch ohne Stress durchgeführt werden können. Lieber eine halbe Stunde ganz bewusst etwas zusammen machen, als den halben Vormittag verplanen. Ganz nach dem Motto „In den kleinen Dingen liegt das Glück!“
Glas dekorieren und befüllen
So und nun ran an das Dekorieren des Glases. Wenn du magst, kannst du es so machen wie ich es gemacht habe. Du brauchst dafür folgende Sachen:
- Einweckglas
- runde Aufkleber in verschiedenen Größen
- Acryl Decormatt
- Schwamm
- Pinsel
Das Glas außen säubern und abtrocknen, die Aufkleber willkürlich anbringen, mit dem Schwamm den Acryl Decormatt auftragen – Achtung: nur tupfen -, trocknen lassen und Aufkleber beseitigen. Fertig ist das Einweckglas. Jetzt fehlen klarerweise noch die Zettelchen, damit euer „Zeit für uns“-Glas auch befüllt werden kann! Jeder der Familie beschriftet ein Zettelchen mit einem eurer Vorhaben.
Jetzt haben wir endlich „Zeit für uns“!
So das Glas ist nun befüllt und wartet auf seinen Einsatz beim Familientag. Ganz ganz wichtig ist, dass jeder schon einige Minuten bevor ihr ein Zettelchen zieht mit den gerade ausgeführten Tätigkeiten abschließt und bei sich ankommt. Das heißt, dass das Smartphone beiseitegelegt und auf lautlos gestellt wird; dass die wichtige E-Mail noch schnell verschickt und der PC heruntergefahren wird; dass die Oma noch schnell angerufen wird und dass die Kinder ihr Spielzeug wegräumen… Erst dann, wenn alle aktuellen Sachen abgeschlossen sind, seid ihr bereit für eure gemeinsame Zeit!
Vielleicht mögt ihr zum Starten zusammen ein Lied singen oder ihr schweigt für zwei Minuten, egal womit ihr in eure gemeinsame Familienzeit startet: ich wünsche euch ganz ganz viel Spaß dabei!!
♥ Yvonne