Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Für die neue Küche wollte ich mir schöne, stylische Geschirrhandtücher gönnen. Im Kopf hatte ich mir schon zusammengereimt, welche Motive ich in welcher Zusammenstellung und in welchen Farben raufstemple. Aber weißt du, wie schwer es ist, weiße Geschirrhandtücher aus Baumwolle zu finden? Es ist kaum zu glauben, aber ich bin an dieser Aufgabe total gescheitert. Plan B musste her: die Geschirrhandtücher selbst nähen, denkste – die Nähmaschine hat mal kurzer Hand den Geist aufgegeben und musste zur Reparatur. Ein wenig genervt habe ich mich erneut im Internet auf die Suche begeben und bin auf den Namen Shibori gestoßen. Ich wusste sofort, dass ich diese Technik ausprobieren will.
Auch wenn diese gelb gefärbten Servietten nicht sonderlich japanisch ausschauen, so haben sie doch sehr viel mit Japan zu tun. Denn bei dieser Färbetechnik handelt es sich um eine alte japanische Handarbeitstechnik. Der japanische Begriff shibori bedeutet in etwa wringen, pressen oder drehen. Durch das Zusammenpressen des Stoffes färbt sich der Stoff nur an den Außenkanten, das Innere bleibt von der Farbe reserviert. D.h. dass bei Shibori die Muster durch Abbinden, Knoten und Falten entstehen. Shibori war ursprünglich eine Kunstform der Armen, denn sie konnten sich keine teuren Stoffe wie Baumwollen leisten und somit wurde billiger Hanf immer wieder neu gefärbt.
Wie du siehst habe ich schlussendlich zu weißen Baumwoll-Servietten gegriffen, welche man zum Glück ohne Probleme im Einzelhandel vor Ort kaufen kann. Damit auch du in die Shibori-Welt eintauchen kannst, habe ich nun 3 einfache Anleitungen für dich.
Anleitung
(in der Reihenfolge wie auf dem Foto oben)
Material
Servietten aus Baumwolle
Batik-Farbe z.B. von Marabu
Zwei Holzstücke
Bastelholz
Schnur (Paketfaden, Küchengarn oder ähnliches)
Klebeband
Werkzeug
Eimer
Wasser
Handschuhe
Holzstab zum Umrühren
Salz
TIPP: Wenn du dich im Nachhinein nicht ärgern willst, dann färbe das Ganze draußen, wo du keine Farbflecken in Böden, Möbel oder sonstiges machen kannst und ziehe beim Färben unbedingt Handschuhe an!
Serviette Eins
Falte die Serviette ziehharmonikaartig zusammen und bügle dabei jede Falte, damit sie schön in Form liegt. Danach klappst du das schmale Stück weiter ein, bis du ein kleines Quadrat erhältst. Achtung: Der Stoffstapel darf nicht kleiner als die zwei Holzstücke sein.
Den quadratischen Stoffstapel legst du zwischen die zwei Holzstücke und spannst ihn mit Hilfe der Schnur ordentlich ein, sodass nichts mehr verrutschen kann.
Serviette Zwei
Falte die Serviette ziehharmonikaartig zusammen und bügle dabei jede Falte, damit sie schön in Form liegt. Diesen Stoffstreifen faltest du nun in die von dir gewünschte Größe zusammen. Anschließend bindest du den Stoff ganz straff mit Klebeband ab oder du umwickelst das Ganze ganz dicht mit einer Paketschnur.
Serviette Drei
Wie bei den anderen beiden Servietten faltest du sie wieder ziehharmonikaartig zusammen und bügelst dabei jede Falte. Wenn du dann die Serviette zum quadratischen Stoffstapel faltest, lege in jede Falte ein Bastelholz und bügle wiederum jede Falte. Am Ende klebst du das Ganze mit Klebeband ab.
Färben
Nun geht es bei allen drei Servietten ums Färben: weiche die Stoffstapel in kaltem Wasser ein und zwar solange, bis keine Luftbläschen mehr aufsteigen. In der Zwischenzeit kannst du das Färbebad nach Packungsanweisung zubereiten. Die Stoffstapel entnimmst du aus dem Wasser und wringst sie etwas aus, um dann das Ganze für ca. 20-30 Minuten ins Färbebad zu geben. Wichtig ist dabei, dass du das Färbebad ständig mit einem Holzstab in Bewegung hältst. Sobald die Zeit um ist, wäscht du die Servietten mit kalten Wasser aus, entfernst die Schnur, die Holzstücke und die Klebebänder und entfaltest die Servietten.
FAZIT: meine Servietten sind mit Sicherheit nicht perfekt, aber das ist auch gut so. Mich begeistern diese Handarbeitstechniken, wo es kein Richtig oder Falsch gibt, wo man das Endergebnis nicht hundertprozentig kontrollieren kann und wo man lernen muss, den Perfektionismus abzulegen. Man lernt die Unvollkommenheit zu akzeptieren und zu wertschätzen, so wie es ja unsere Kinder auch tun. Sie sind weniger vom Endergebnis, sondern viel mehr vom Weg dorthin begeistert.
Manches Schöne ist unvollendet,
reizvoller als allzu vollendet.
– François VI. Duc de La Rochefoucauld –
Probiere die Shibori-Technik einfach aus und genieße die Zeit dabei, die du für dich frei gescheffelt hast.
♥ Yvonne